Artikel im Gießener Anzeiger vom 18.09.2017:
„Wir haben viel bei euch sehen und lernen können“
JUBILÄUM 25 Jahre Partnerschaft zwischen Heuchelheim und Dobrzen-Wielki gefeiert
HEUCHELHEIM – (vk). Im Mai 1989 fing alles an. Die „Fidelen Dorfmusikanten Heuchelheim“ unter der Leitung von Bernd Huber unternahmen eine musikalische Reise in den Raum Oppeln und landeten in der Großgemeinde Dobrzen-Wielki. Dort begeisterten sie bei ihrem Konzert, übergaben einen Wappenteller der Gemeinde Heuchelheim und ein Empfehlungsschreiben des damaligen Bürgermeisters Willi Marx an das polnische Pendant Alois Kokot, der den Wunsch nach einem Kulturaustausch zwischen den beiden Gemeinden übermittelte. 1992 wurde die Partnerschaft begründet. Der Verein zur Pflege internationaler Beziehungen Heuchelheim (ViB) lud anlässlich dieses Jubiläums zu einem Festabend ein.
„Bernd Huber war somit der erste Botschafter dieser Verbindung über Staatsgrenzen hinweg“, sagte Marx. Der zweite Botschafter war Herbert Freitag, Vorsitzender des Arbeitergesangvereins Liederkranz, der im Mai 1990 mit Marx nach Dobrzen-Wielki reiste, um den Umfang des Kulturaustausches zu sondieren. Am 6. Juni 1992 wurde dann in Heuchelheim die Partnerschaftsurkunde unterzeichnet.
Bürgermeister Lars Burkhard Steinz sprach von zahlreichen Austauschaktivitäten, Besuchen und privaten Kontakten. „Wir feiern damit Silberhochzeit“, sagte Steinz und würdigte die tolle Entwicklung Groß-Döberns wie ganz Polens. Er sprach aber auch die die jüngsten
Probleme an. Die Gemarkungsgrenzen haben sich geändert. Die Kommune wurde halbiert und zum Teil der Stadt Oppeln zugeschlagen. Für die Menschen und die Industrie bedeutet dies ein Rückschlag, es müssen wieder neue Strukturen geschaffen werden. Steinz dankte den Gründern der Partnerschaft und „wünschte, dass sich Groß-Döbern trotz des Rückschlags erholt und wieder gedeiht; unsere Partnerschaft soll weiterhin festen Bestand haben und vor allem zwischen den Menschen stattfinden“.
Zum Wintervergnügen
Edmund Hornitschek, Vorsitzender des „Liederkranz“, erinnerte daran, dass Herbert Freitag eine Delegation aus Dobrzen-Wielki zum Wintervergnügen nach Heuchelheim eingeladen hatte. 39 Personen und der damalige Bürgermeister Alois Kokot folgten Ende Januar 1990 dieser Einladung. Zum Jubiläum passte, dass der Chor unter der Leitung von Daniel Kaiser unter anderem „Als Freunde kamen wir“ vortrug – eines der ersten Lieder, das damals für die polnischen Freunde gesungen wurde.
„Wir freuen uns sehr, dieses Jubiläum feiern zu können. Die 25 Jahre sind zu schnell vergangen“, sagte Hendrik Wrobel, Bürgermeister von Dobrzen-Wielki. Seine Stellvertreterin Irina Weber übersetzte seine Rede. „Wir haben viel bei euch sehen und lernen können, es sind viele zu Freunden geworden. Das zählt und ist am wichtigsten.“ Auch Wrobel ging auf die jüngste Entwicklung in seiner Kommune ein: „Wir haben ein Drittel der Fläche verloren, ein Drittel der Bewohner und 50 Prozent der Haushalte. Viele unserer Bürger haben den Glauben an die Demokratie verloren, wir fangen von Neuem an. Ich hoffe, dass wir das wieder aufbauen können.“ Der Bürgermeister lud für 2018 zum Gegenbesuch ein.
„Musik baut Brücken zwischen Menschen, auch über Staatsgrenzen hinweg“, meinte Ex-Bürgermeister Marx mit Blick auf die Anfänge der Partnerschaft. Er hatte für den Rückblick Akten und Unterlagen studiert und erinnerte zum Beispiel an die gemeinsame Sitzung beider Gemeindevertretungen oder die Hilfsaktionen beim Oderhochwasser im Sommer 1997. Waren im Wert von über 30 000 Mark wurden organisiert und die Gemeinde Heuchelheim stellte kurzfristig 100 000 Mark zur Verfügung. Marx dankte auch dem VIB, der dazu beigetragen habe, dass die Partnerschaften mit Dobrzen-Wielki und Gemenos von den Menschen getragen würden.
Das Programm gestalteten die „Funken“ des Heuchelheimer Carneval-Vereins, die Parcour-Gruppe der TSF und die „Bier-Bembel-Bläser“.